Schach hat an den Siegener Schulen wieder Konjunktur! Schon zum zweiten Mal im Jahr 2024 trafen sich die Adepten des königlichen Spiels am gestrigen Donnerstag, um über den 64 Feldern von a1 über d4 bis h8 die Klingen zu kreuzen. In der Aula des Evangelischen Gymnasiums Weidenau, der „Arche“, waberte ab halb Neun die Luft, nachdem die erste Runde, in der sich insgesamt 14 Mannschaften gegenüber standen, eingeläutet worden war. Das Peter-Paul-Rubens-Gymnasium war mit zwei Gruppen vertreten. Weil aus der ersten Mannschaft zwei Schüler ausgefallen waren, mussten Gabriel Weber und Samuel Nehls aufrücken, wodurch die drei Siebtklässler Theo Herzen, Rufus Zinke und Kyle Richarz die Zweite bildeten, die durch einen Gastspieler vom EV aufgefüllt wurde. Die Spielzeit betrug zehn Minuten pro Spieler, dazu kam eine Bonuszeit von fünf Sekunden pro Zug. Hatten viele im Winter noch Probleme mit dem Zeitmanagement, so strahlten besonders die Älteren nun bei weiten mehr Ruhe und Souveränität am Brett aus, nahmen sich auch mal nötige Denkpausen.
Die Jüngeren bekamen es in der ersten Runde mit den erfahrenen Oberstufenschülern von Netphen Eins zu tun und hier mächtig um die Ohren, während die Erste die dritte Garde der Bertha von Suttner Gesamtschule mit 4:0 „zusammenschob“. Samuel Nehls überzeugte an Brett Vier durch eine überlegte Mattführung anstatt auf Figurenklau zu spekulieren. Allein Brett Eins der Giersberger leistete erbitterten Widerstand gegen unseren Spitzenspieler Alexander Ogorodniychuk, lief aber schließlich in einem theoretisch unentschiedenen Endspiel (Zwei Türme gegen Turm, Läufer und Freibauer) in ein Mattnetz. In der zweiten Runde trumpfte die Zweite groß auf und schlug BVS III ebenfalls mit 4:0, wobei besonders der Sieg von Theo Herzen hervor gehoben werden muss, der seinen weit älteren Gegner an Brett Eins, welcher zuvor Alexander alles abverlangt hatte, zügig abfertigte. Die Erste bekam es nun mit den stärkeren Kalibern zu tun, musste sich gegen Stift Keppel I mit einem Zwei zu Zwei begnügen. Gabriel Weber mit pfiffiger Partie an Brett Drei und Alexander holten die Punkte, für Milad Kasemi an Brett Zwei wäre nach starker Eröffnung und Qualitätsgewinn gegen den späteren Einzelsieger des Turniers mehr drin gewesen, leider kam es im Mittelspiel zu einer Damenfalle.
Im Verlauf des Vormittags machte sich die Erste einen Namen, ihre Auftritte waren gefürchtet, und insbesondere Milad fand zu alter Stärke zurück, holte zwei Siege in Folge. „PPR Eins?“ „Oh nein, bitte nicht!“ hörte ich angstvoll Gegner vor der nächsten Auslosung raunen. Vor dem letzten Spiel der Vorrunde standen wir auf Platz vier, mit einem Bein in der Goldrunde, in der Halbfinale und Finale gespielt werden sollten.
War es Konditionsverlust? Selbstüberschätzung? Oder doch Nervenflattern, dass in Runde Fünf gegen EV I nichts mehr zusammen lief? Sang-und klanglos machten uns die Hausherren einen Strich durch die Rechnung, die Erste schloss die Vorrunde auf Platz Sieben ab und musste sich mit einem Startplatz in der Silberfinalrunde begnügen. Im Finale kam es zur Neuauflage gegen Schießberg I, Gabriel Weber punktete an Brett Drei, ebenso Alexander an Eins, das Zwei zu Zwei wurde als Sieg für PPR I gewertet, weil der Kampf am Spitzenbrett entschied. Somit war es am Ende Platz Sieben für die Erste.
Wie war es inzwischen der jungen zweiten Garde ergangen? Leider hatte es hier und da noch an Ruhe, Konzentration und Übersicht gefehlt. so dass insbesondere der Spielwitz von Rufus Zinke an Brett Zwei noch nicht voll durschlagen konnte. Auch Kyle, Überraschungssieger an Brett Drei gegen Stift Keppel I, stand noch häufiger gegen weit ältere Gegner auf Sieg, ließ jedoch zu, dass der Spieß umgedreht wurde. Das Eine-Minute Zurücklehnen und Abstandnehmen in kritischen Situationen, bevor der nächste Zug getätigt wird, muss allgemein noch vertieft werden. Nichtsdestotrotz schlug sich die Zweite wacker, der von ihr belegte vorletzte Platz kann leicht über den Enthusiasmus und den Kampfeswillen, den die jungen Spieler gezeigt haben, hinweg täuschen.
Dank geht an das Evangelische Gymnasium Weidenau für die Bereitstellung der Räumlichkeiten, die dortige Organisation durch Herrn Wittenburg, sowie die Turnierleitung durch Tom Utsch. Das Material stellte der Schachverein Weidenau-Geisweid.
Text und Bilder: Martin Reinschmidt