Podiumsdiskussion am Peter-Paul-Rubens-Gymnasium
Die Bundestagswahl 2021 steht vor der Tür und mit ihr für viele Schülerinnen und Schüler der Oberstufe die erste politische Stimmabgabe. Doch wie stehen die Parteien zu den drängenden Fragen unserer Zeit? Welche Meinungen und Visionen haben die Direktkandidaten und Direktkandidatinnen von FDP bis Linke aus unserer Region? In einer von den Sozialwissenschaftslehrern Volker Quast und Dirk Vetter organisierten Podiumsdiskussion konnten die Oberstufenschüler ihre Fragen an die Vertreter der großen Parteien richten. Der Einladung zu der Veranstaltung konnten nachkommen: Ekkard Büdenbender (Linke), Luiza Licina-Bode (SPD), Laura Kraft (Grüne), Volkmar Klein (CDU) sowie Guido Müller (FDP). Von den großen Politikfeldern Sicherheit, Freiheit, Wohlstand, Frieden, soziale Gerechtigkeit und den Herausforderungen des Klimawandels standen zunächst die letzten Punkte im Fokus der Schülerfragen. Wie wollen die Parteien nachhaltigen Klimaschutz bewirken? Durch neue Technologien und eine starke Wirtschaft, deren Erträge erst Klimaschutzprogramme finanzieren könnten, so der Direktkandidat der CDU. Durch grüne Transformation der Wirtschaft, so Laura Kraft. Hinzu komme ein schnellerer Ausbau der erneuerbaren Energien und der nachhaltigen Mobilität. Wichtig sei dabei, den Klimaschutz sozial und gerecht zu gestalten. Guido Müller zeigt Optimismus in der Krise, formuliert den Appell, sich nicht von der „German Angst“ lähmen zu lassen, sondern diese in progressiven Erfindungsgeist zu konvertieren. Synthetische Kraftstoffe nennt er als eine Möglichkeit, Mobilität und Emissionsminderung zu vereinen. Der Vertreter der Linken merkt an, dass die „German Angst“ wohl eher jene der deutschen Wirtschaft vor Veränderungen sei, im Übrigen solle die Furcht vor dem Klimawandel nicht abgewiegelt werden. Luiza Licina-Bode von der SPD bringt Photovoltaikanlagen in die Diskussion, gerade in Jahren längerer Sonnenperioden wie den zurückliegenden eine Möglichkeit, aus Dürrephasen wenigstens noch energetisches Potenzial zu schlagen und Strom klimaneutral zu produzieren.
Bei dem heißen Thema „Wählen ab 16“ nimmt die CDU eine Außenseiterstellung ein. Gegen die einhellige Zustimmung seiner Herausforderer unterstreicht Volkmar Klein, dass sich die bisherige Praxis, das Wahlrecht mit dem Erreichen der Volljährigkeit zu verbinden, bewährt habe.
Zum Komplex „Rentengerechtigkeit“ entwickelt sich ein Flügelstreit zwischen dem traditionell eher staatlichen Regularien befürwortenden linken Sitz und dem rechten, in diesem Kontext individuell-freiheitliche Lösungen präferierenden, Vertreter der Liberalen. Von „Wirtschaftsbashing“ des Kandidaten der Linken ist die Rede, davon, dass es der Mittelstand sei, der in dieser Region die Devisen erwirtschafte und der täglich nicht allein um Profite, sondern in gleicher Weise um das Wohlergehen seiner Angestellten kämpfe. Weitere staatliche Bevormundung sei hier der falsche Weg, stattdessen sollten aktienbasierte Altersvorsorgemodelle stärker forciert werden, so Guido Müller.
Wie arbeitnehmerfreundlich die Wirtschaft sich in Zeiten der Globalisierung, hier insbesondere die sog. Global Player, verhalten, habe Ekkard Büdenbender aus eigener Erfahrung mitbekommen, so der Kandidat. Bei Fusionen „rollten Köpfe“. Nur ein solidarisches Rentenmodell, in das alle nach ihren Kräfteverhältnissen gerecht einzahlen sowie angemessene Besteuerung könnten das Rentenproblem auf Dauer lösen.
Das „Afghanische Debakel“, das dortige „Versagen Deutschlands“ (O-Ton Schüler), wird angesprochen. Wie konnte es dazu kommen? Volkmar Klein, an den die Frage unmittelbar gerichtet ist, entgegnet, dass dies zunächst ein Versagen des gesamten Westens gewesen sei. Trotz der Machtübernahme durch die Taliban dürfe aber auch nicht vergessen werden, was der gut zwanzig Jahre währende Einsatz an Positivem im Land gebracht habe. Obwohl nun vielfach durch das Taliban-Regime gefährdet, seien die demokratischen, auf westlichen Werten basierenden Bildungseinrichtungen und politischen Institutionen, die in der Epoche der Bundeswehrpräsenz in Afghanistan entstanden seien, als Erfolg zu werten. U.a. die Bundeswehr hätte dort wertvolle Spuren hinterlassen. Dies sieht die Linke anders, in Afghanistan herrschten nunmehr schlimmere Zustände als vor 2001. Laura Kraft wirft der Bundesregierung „zu spätes Reagieren“ vor.
Ein interessanter, rasanter Freitagmittag mit politischer Vollpräsenz bot sich somit unseren jungen Erwachsenen. Die Diskussion verlief in ordentlichen Bahnen, eine strikte Begrenzung der Redezeit sorgte für ein ausgewogenes Verhältnis der Redebeiträge. Es herrschte eine würdevolle Streitgesprächskultur, die Unsitte „Unterbrechungen“ wurde nicht praktiziert. Auf den Rängen herrschte gespannte Aufmerksamkeit, die Schülerinnen und Schüler zeigten ein großes Interesse an den politischen Themen.
Ein großer Dank geht an die Kollegen Volker Quast und Dirk Vetter für die Organisation als auch an Marc-Alexander Heilmann für die Technik.
Text: M. Reinschmidt