Exkursion nach Speyer am 27.06.2019
Der katholische Religionskurs der 8.Klasse machte sich erstmalig zusammen mit Frau Jeannette Debski, Herrn Diakon Matthias Weißner und Liesa T. (einer Schülerin aus dem Kurs KR Q1) mit dem Zug auf den Weg zur Kulturhochburg Speyer mit ihrem Dom, welcher als größte romanische Kirche der Welt (Bauzeit ca. 1030-1124) gilt. Dieser ist nicht nur eine Kathedrale und eine Gemeindekirche, sondern über Jahrhunderte auch ein Wallfahrts- und Zufluchtsort gewesen. Gewaltig ragen im Mittelschiff 12 Bögen in den Himmel hinein, die an die 12 Apostel erinnern sollen, auf denen die Kirche gegründet ist. Geweiht ist der Dom seiner Schutzherrin, der Gottesmutter Maria. Aus der Vogelperspektive betrachtet, stellt er ein riesiges Kreuz dar und die Apsis (halbrunder Anbau am Ende) symbolisiert das Haupt der Kirche, Christus selbst. Der Dom stellt nicht nur durch seine Größe und Raumaufteilung eine architektonische Besonderheit dar, er besticht durch seine klaren Linien in Form von Rundbögen und seinem schlichten Dekor.
Die Schülerinnen und Schüler haben sich in der vorherigen Unterrichtsreihe zu Kirchenbaustilen ausführlich und kreativ mit ausgewählten Meisterwerken der Romanik, Gotik, Renaissance und des Barock auseinandergesetzt und konnten einzelne für die Romanik stiltypische Elemente dieses Domes erkennen. Mithilfe von Audio-Guides konnten sie den Dom selbst entdecken, eigene Schwerpunkte setzen und diesen sakralen Raum individuell auf sich wirken lassen. Ein Blick in die außergewöhnliche Krypta unter dem Chor (dem rechteckigen Raum zwischen Apsis und Langhaus) rundete den Besuch des Domes ab, denn diese stellt die größte romanische Hallenkrypta überhaupt dar und birgt als ältester Teil des Domes nicht nur sieben Altäre und ein aus einem Block gehauenes Taufbecken, sondern ebenfalls Gräber bedeutender deutscher Könige und Kaiser, wie zum Beispiel das des Kaisers Konrad II., des Kaisers Heinrich III.- V., des Königs Rudolf von Habsburg und vieler mehr.
Nach einer Mittagspause, in welcher die Schülerinnen und Schüler sich frei in Speyer bewegen konnten, erwartete sie eine Führung durch das mittelalterliche Judenviertel, bestehend aus den Überresten der mittelalterlichen Synagoge (Synagoge für Männer und nebenan eine für Frauen) und einem nahezu vollständig erhaltenen Ritualbad, hebräisch Mikwe genannt. Begeistert von der frühen jüdischen Geschichte und Kultur nahm uns Herr Dr. Ludwig Roß mit auf eine Reise ins mittelalterliche Speyer und in das für diese Zeit typische jüdische Leben im 11.-14. Jahrhundert. Speyer beherbergte im Mittelalter eine der bedeutendsten jüdischen Gemeinden nördlich der Alpen und diese bestand mehr als 400 Jahre lang. Antisemitismus (Judenfeindlichkeit) war bereits im Mittelalter weit verbreitet und setzte dem Judentum massiv zu.
Einen Einblick in spirituelle Momente jüdischen Lebens erhielten die neugierigen Schülerinnen und Schüler durch die Besichtigung des Judenbads, Mikwe, was soviel bedeutet wie „Sammelplatz für Wasser“. Denn das Besondere, das diesem Bad eigen ist und nächstes Jahr mit großer Wahrscheinlichkeit zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben wird, stellt die Erneuerung des Wassers (durch eine stetige Ansammlung des Grund-und Regenwassers), welche alle zehn Tage geschieht und den Juden jahrhundertelang bis in unsere Zeit erlaubt, in frisches, „lebendiges“ Wasser einzutauchen und kultische Reinheit zu bewahren. Erfrischt von der Kühle des Ritualbades und genährt von neuen Eindrücken ging es zurück nach Siegen, wo im Religionsunterricht das neue Unterrichtsthema „Judentum“ fortgesetzt und vertieft wird.
Text: Jeannette Debski
Fotos: Jeannette Debski